Nur
manchmal sieht es unbeholfen aus, wenn Roboter Fußball spielen. Etwa
bei der letzten Weltmeisterschaft im Finale der ganz kleine, der „Small
Size League“, zwischen den FU Fighters Berlin und der University of
Queensland:
Entlang der Grundlinie im eigenen Strafraum
schiebt der australischer Torwart-Roboter, ein etwa 15 Zentimeter
großer, schwarzer Zylinder, den roten Ball über das grasgrüne Miniatur
– Fußballfeld. Die Nummer 5 der Berliner verfolgt ihn hartnäckig.
Völlig überflüssig fährt der Queensland-Roboter daraufhin auf einen
eigenen Abwehrspieler auf. Der Ball prallt ab, rollt nun parallel zur
Torlinie, fast sogar auf ihr.
Der Torwart überfordert: Er
dreht sich und fährt gegen den Torpfosten. Nummer 5 wird zunächst nicht
schlau aus der Situation. Schließlich aber fährt er gemächlich heran
und schubst den Ball über die Linie. Tor. 2:1, der Siegtreffer für
Berlin.
Für Techniker, meint Raúl Rojas, Professor für
künstliche Intelligenz an der FU Berlin, ist gerade das Versagen der
Roboter von Interesse: Dann, wenn die reale Welt die künstliche
Intelligenz überfordert und sei es nur, weil sich die Lichtverhältnisse
geändert haben.
So hat sich der RoboCup, seit er erstmals 1997
in Japan ausgetragen wurde, zum Maßstab der Branche gemausert - trotz
oder gerade wegen des spielerischen Charakters. Wer wissen will, wie
weit es die Menschheit bisher mit Robotern so treibt, der schaut
Nasa-Sonden auf dem Mars an oder eben den RoboCup.
Die
Leistungsschau künstlicher Intelligenz ist mittlerweile globales Event
und internationales Projekt, es gibt Landes- und
Kontinental-Meisterschaften. Parallel zum Roboter-Sport findet ein
Symposium statt, auf dem sich Forscher aus aller Welt austauschen. Am
RoboCup 2005 vom 13. bis zum 17. Juli nehmen mehr als 400 Teams aus 35
Ländern teil – von der University of Texas at Austin aus den USA bis
hin zu der Azad University of Qazvin aus dem Iran. Allein aus
Deutschland treten Teams aus Bremen, Osnabrück, Koblenz, Mainz, Berlin,
Stuttgart, Hamburg, Darmstadt und Freiburg an.
Und die
Deutschen gelten als Spitze: In elf Disziplinen wurden sie im
vergangenen Jahr dreimal Welt- und dreimal Vizeweltmeister. Neben den
„FU Fighters“ in der „Small Size League“ der kleinen Roboter will das
„German Team“ seinen Titel in der „Four-Legged League“ verteidigen.
Der
Zusammenschluss von Teams aus Berlin, Bremen, Darmstadt und Dortmund
hatte im letzten seinen Vierbeinern - Modell Roboterhund „Aibo“ von
Sony - am besten das Kicken beigebracht.
Das ResQ Team der Uni
Freiburg schließlich hat in der „Rescue Simulation League“ gewonnen,
eine Simulation von Robotern in Katastrophengebieten.
Die
lebensrettenden Roboter gibt es nicht nur als Simulation. Das Ziel
schlechthin der RoboCup Community geistert ja schon seit langem durch
die Welt: Bis zum Jahr 2050 soll der echte Weltmeister im Fußball von
Robotern geschlagen werden.
Sinn und Zweck der Übung ist aber
nicht etwa, Fußballfans zum Kauf von R2D2 – Trikots zu bewegen, sondern
dem Menschen irgendwann dienstbare Gesellen zu Seite zu stellen. Zwar
mögen Computer heute bereits Menschen im Schach besiegen, doch die
echte Welt besteht nicht aus herumstehenden Bauern und Königen, die
kombinatorisch berechenbar Quadrate ablaufen.
Sie ist vielmehr
dynamisch, oft zufällig, ein nicht berechenbares, chaotisches System.
Ähnlich wie Fußball. Wer also kicken kann, so die Idee, der kann auch
irgendwann Staub saugen, kochen, Rasen mähen - oder eben Menschen
retten.
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